Das Pestruper Gräberfeld

Das Pestruper Gräberfeld bietet auf 39 ha Heidefläche die größte Ansammlung von bronze- bis eisenzeitlichen Grabhügeln in Nordeuropa. So etwas ist in dieser Form nirgendwo anders zu finden. Es gibt über 530 Grabhügel, die in drei Typen eingeteilt werden können:

Kleine Hügel

Die meisten Hügel sind relativ einheitlich in ihrer Größe. Sie ragen etwa 1,5 m hoch und stammen aus ausgehenden Bronzezeit sowie vor allem aus der sogenannten vorrömischen Eisenzeit. Das bedeutet,  sie wurden zwischen etwa 800 und 200 v. Chr. errichtet. Sie markieren die Lage von Gräbern. Die Menschen, die das Gräberfeld anlegten und nutzen, verbrannten ihre Toten mitsamt der Kleidung und der persönlichen Ausstattung. Dazu gehörten Schmuck, Werkzeuge oder Waffen, je nachdem welchen Status der oder die Tote innehatte. Die Asche wurde anschließend direkt von einem Hügel aus Erde und Heideplaggen überdeckt oder zuvor noch ein eine Urne gefüllt. Später wurden auch weitere Urnen in bestehende Hügeln eingebracht.

Königsgräber

Im Nordbereich des Gräberfeldes gibt es die sogenannte "Königsgräber". Hier sind aber gar keine Könige bestattet. Die Hügel heißen nur deshalb so, weil sie viel größer als die übrigen sind. In den 1950er Jahren stellten die Archäologen fest, dass diese Hügel ursprünglich gar keine Gräber, sondern zentrale Verbrennungsstätten für die Toten waren. Hier wurden in der frühen Nutzungsphase des Gräberfelds die Scheiterhaufen angelegt. Die Urnen mit der Asche wurden dann in den kleineren Erdhügeln beigesetzt (s. links). In späteren Jahren machte man es sich zum Teil einfacher. Weil die großen Hügel einmal da waren, haben die Menschen der Eisenzeit nachträglich noch einige Urnen in ihnen vergraben.

Langhügel

Als dritten Hügeltyp kann man die Langhügel im mittleren bis östlichen im Gräberfeld bewundern. Diese hatten wohl eine bisher nicht bekannte rituelle Bedeutung. Bei Ausgrabungen an einem dieser Langhügel stellten die Archäologen fest, dass er keine Bestattungen enthielt, sondern ein älteres Hügelgrab überdeckte. Die Langhügel stammen also sehr wahrscheinlich aus einer späten Nutzungsphase des Gräberfelds am Ende der vorrömischen Eisenzeit.

Grabungsschutz

Das Gräberfeld ist seit langer Zeit sowohl ein Kultur- als auch Naturdenkmal. 1938 wurde es zum Naturschutzgebiet erklärt - gemeinsam mit dem benachbarten Rosengarten. Seit 1992 ist das Pestruper Gräberfeld das Kernstück eines der größten Grabungsschutzgebiete in Niedersachsen. Es umfasst auch zahlreiche Hügelgräber im weiteren Umfeld des Gräberfelds sowie die Megalithgräber Kleinenkneter Steine.

Heideblüte

Wegen des flächendeckenden Heidebesatzes lohnt sich ein Besuch besonders zur Heideblüte. Dann ist das Gräberfeld eine wunderschöne, wellige Landschaft in leuchtendem violett. Als Eckdaten für die Heideblüte kann man sich die Zeit vom 8.8. bis 9.9. jeden Jahres merken.

Beweidung

Seit dem 2007 gibt es wieder eine Heidschnucken Herde im Gräberfeld, die es im Frühjahr und Herbst beweidet. Das ist notwendig, um die Heide zu pflegen und gegen eine Verbuschung des Gräberfeldes vorzubeugen. Die Landesforsten laden jedes Jahr im Mai zur öffentlichen Schafschur auf dem Gräberfeld ein.

Übrigens: Wenn man vom Pestruper Gräberfeld der Kreisstraße weiter nach Süden folgt, zweigt nach ca. 2 km nach rechts ein Straße ab, die zu den Großen Steinen von Kleinenkneten, wirklich lohnenden Großsteingräbern, führt. Es gibt auch einen halbstündigen Wanderweg, der die Südwestecke des Gräberfeldes mit den Kleinenkneter Steinen verbindet.